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exercitia 

Die Reihe "exercitia" wurde ursprünglich bewußt für einen Ausstellungsort in einem Kloster konzipiert.
Sie thematisiert den Entstehungsprozess von Zeichnungen in einem Akt der Versenkung.

 

Siegfried Kuhlbrodt zeigt hier große Bildobjekte aus Plexiglas und Pigmenttusche, die 2014 bis 2016 entstanden und mit den grundlegendsten Mitteln des Zeichnens gestaltet sind. 


So einfach wie möglich, bis fast an die Grenze des Verschwindens des Materials.

Es geht um das Setzen von Spuren. Es geht um die Konzentration auf das Wesentliche.
Dazu das geradezu arme Material aus schwarzem Pigment - Rebenschwarz und Acryldispersion -  als Verbrennungsprodukt, Rückstand, Nullpunkt, Ausgangspunkt und Anfangspunkt.
Tote Materie und zugleich doch Lebensanfängliches in den Zeichenspuren und deren Bewegungsrichtungen. 

Die verwendeten Träger - transparente Materialien, Folien, Acrylplatten - sind dabei nur der Not geschuldet, dass ein Pigment an etwas haften muss, das man aber nicht notwendig sehen muss.

Ebenso einfach die 3 Grundlinientypen Gerade, Krumme und Unregelmässige.
Dazu die einfachsten Artikulationen aus der Musik: Marcato, Legato, Staccato.

Der Zeichenprozess ist konzentriert, kontemplativ, zeitaufwändig und bewusst auf die sich beim Zeichnen einstellende Geistesgegenwart gerichtet, auf den Moment, auf das sich im Hier und Jetzt während des Zeichnens ergebende und zurechtwebende Leben und dessen Geräusche und Erscheinungen, sodass ab einem bestimmten, befreienden Moment, den ich selbst nicht bestimme, ein Erlebnis von Aufgehen in den Schaffens- und vor allem Lebensmoment entstehen kann. Zeit und Zeichen zeichnen. Im Augenblick.

Das Geheimnis dieses Wechsels in den sog. "flow", der kommt und geht, wann er will, ist es, was diese bewusst auf die Spitze getriebenen Grundzeichenübungen ausmacht.
 

Grundlinienarbeit. Essentielle Zeichnung. Existentielle Zeichnung.
 

Und unbedingt versunken repetitiv, in der Art von Übungen, wie sie nicht nur der Musiker kennt. Ich sehe oft keinen Unterschied zwischen bewegter Hingabe, Ekstatischem und zugleich Kontemplativem.

 

Zusammengefasst:

Grundzeichenarten zwischen Versenkung und Ekstase. Mit Musik im Strich. Zeichnen wie das kurze Innehalten im Jazz. 

 

 

© 2020 by eska
 

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